Die Erlösung
Die schwierigen Wetterverhältnisse haben unserem Teamangler Matthias Hinrichs einige Nerven gekostet, aber am Ende hat er ihn doch noch bekommen: Den letzten Fisch der Saison! Im folgenden Beitrag beschreibt Matthias seinen steinigen Weg bis zum erlösenden Fang.
Es war das letzte Wochenende im November, die erste Karpfenangler-Messe des Jahres in Wallau öffnete ihre Pforten. Und ich…?
Die letzen zwei Wochen durfte ich einiges einstecken, irgendwie klappte nichts. Ich blankte zweimal hintereinander, was für mich etwas ganz Neues war. Und es holte mich schnell auf den Boden der Tatsachen. Denn es ist Winter – leider ging der Herbst viel zu schnell vorüber und war eigentlich auch keiner. Denn erst war es zu warm und dann kam, ohne dass zuvor wirklich Frost geherrscht hatte, auch schon der Wintereinbruch, so dass die Fische merklich weniger Aktivität an den Tag legten. Das musste ich mir wohl eingestehen: Der Herbst lief echt miserabel…
Ich bin wirklich kein Freund von Wetterausreden beim Angeln, aber ich hatte wohl wirklich den falschen Zeitpunkt herausgepickt, um meine Saison noch mit einem Fisch abzuschließen. Nichtsdestotrotz suchte ich mir ein neues Gewässer aus, um eventuell einen gelungenen Saison-Abschlussfisch zu fangen. Ich befütterte ein, wie ich fand, schönes Gewässer, das relativ klein ist. Ich suchte mir bewusst einen kleinen und überschaubaren See, der aufgrund seiner Beschaffenheit die Chance erhöhte, einen Winterfisch zu netzen. Eine Woche lang fütterte ich drei viel versprechende Spots vor. Die Woche, in der ich dann den Platz das erste Mal befischen wollte, verging unendlich langsam. Ich war so gespannt, ob etwas beißt. Dann war endlich Freitag – oder wie ich auch gerne sage Freutag – der Tag des „Aberntens“ oder des Misserfolgs?
Ich fing nichts! Gleich der erste Versuch, dort was herauszukitzeln, zeigte mir unmissverständlich, was zurzeit Phase ist: Winterzeit, eine der schwierigsten Angelphasen des Jahres. Und sie machte ihrem Ruf alle Ehre. Am nächsten Morgen am Wintergewässer konnte ich es nicht glauben, alles umsonst?! Auch der Wetterwechsel von fast zweistelligen Temperaturen zu jetzt Wind und stark fallendem Luftdruck ließ mich nichts Gutes erahnen. Ich hätte es besser wissen müssen, nichts ist im Winter für den Fangerfolg besser als beständiges Wetter. Dabei ist es fast egal, ob Hochdruck- oder Tiefdruckgebiet.
Demnach hatte ich rückblickend wohl zu viel gefüttert. Ich dachte, dass die Fische aufgrund der geringen Temperatur endlich den Herbst-Fress-Flash kriegen, doch eher vernagelte es ihnen die Mäuler. Ich war baff. Doch meine Gier, endlich etwas zu fangen, siegte – egal wie groß, denn im Winter ist es sowieso schon schwierig, überhaupt etwas zu fangen. Da nehme ich jede Größe dankbar entgegen. So überlegte ich, wie ich nun am nächsten Wochenende am ehesten einen Fisch abgreifen könnte. Meine Entscheidung fiel auf mein ehemaliges Vereinsgewässer. Auch klein, aber ich kenne es wie meine Westentasche.
Die Idee nahm ihren Lauf und die Vorfreude wuchs mit jedem Tag. Die Stunden bis zum nächsten „Freutag“ wurden gezählt! Jeden Tag schaute ich mir in der Wetterapp den Verlauf des Wetters an, um mehr Selbstbewusstsein zu tanken. Und tatsächlich sah es vielversprechend aus! Es war konstant kühler geworden, die Windrichtung wechselte zwar, aber der Luftdruck war konstant. Das ist meines Erachtens entscheidend beim Winterfischen. Im Kopf wusste ich auch schon, wo ich meine zwei Ruten platzieren will und vor allem, wie ich einen Fisch fangen kann…
Ich setzte alles auf die „Instantfalle“ schlechthin: einen auffälligen Pop-Up am Chodrig angeboten. Dazu servierte ich einen PVA Stick, fertig. So der Plan! Eine Rute platzierte ich an einer Kante vor einem Schilfgürtel in ca. zwei Meter Tiefe. Die zweite Rute landete neben einem Plateau in knapp vier Meter Tiefe.
16 Uhr, gerade saß ich gemütlich im Zelt und trank meinen dampfenden Kaffee, als die rechte Rute am Schilfgürtel aus dem Nichts ablief! Nach kurzem Drill konnte ich einen kleinen Spiegler netzen und war total happy. Der Fisch wurde schnell versorgt und alles wieder hergestellt, um der anbrechenden Nacht zu trotzen. Ich schlief gut, musste ich mir am nächsten Morgen eingestehen, denn es kam nichts mehr. Umso glücklicher war ich jedoch, Väterchen Frost zuvor ein Schnippchen geschlagen und doch noch einen Winterkarpfen gefangen zu haben.
Mit dem Gefühl des Erfolges, das ich so sehr vermisst hatte, gelang das Einpacken bei drei Grad spielend leicht. Und da war es wieder, das Grinsen der Erlösung!
Matthias Hinrichs
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